Der Garten ist eine wunderschöne, hilfreiche Metapher für die Seele. Wie ist es um deinen inneren Garten bestellt? Darf dort vieles blühen? Ist dein Seelengarten bunt und vielfältig? Pflegst du ihn? Hast du viel Unkraut?
Bei dem Wort Unkraut wird es nun interessant: Was ist Unkraut?
Mein Vater war Gärtner – ihm verdanke ich meine große Liebe zu den Blümchen - und ich hatte sehr oft Diskussionen mit ihm zum Thema Unkraut. Er war Oldschool-Gärtner und wollte jegliches Unkraut entfernt wissen.
Ich habe jedoch auf meiner Terrasse auch Töpfe, in denen sich die Brennnesseln ausbreiten dürfen. Sie verschaffen mir meinen morgendlichen Brennnesseltee. Auch die Distel darf da sein, so kommen im Spätsommer die Distelfinken zu Besuch. Auch die Vogelmiere möchte ich nicht missen, eine schöne Beigabe zum Salat. Nun – was ist Unkraut?
Gibt es in Bezug auf Gefühle Unkraut? Hm … es gibt angenehme und unangenehme Gefühle – sie alle sind wichtig und haben eine Funktion. Eine Brennnessel – vielleicht eine gute Metapher für den Ärger – darf auch da sein. Aber ich möchte nicht, dass die Brennnessel (der Ärger) meine gesamte Terrasse überwuchert. Wenn ich ihr nicht Einhalt gebieten würde, wäre sie glaub ich bald Alleinherrscherin und würde sicher meine kleinen Elfenblume bald überwuchern und verdrängen. So halte ich sie (die Brennnessel) bzw. ihn (den Ärger) in Zaum - sie bekommen Platz, aber begrenzt. Und ich schaffe somit Platz für die Blümchen, die ich besonders mag: Die Akelei, die Margerite, das Löwenmäulchen und auch das Vergissmeinnicht.
Ich bin die Gärtnerin auf meiner Terrasse. Ich bin auch die Gärtnerin meiner Seele. Und ich darf bestimmen, was hier wachsen darf und was nicht. Ich kann das hegen und pflegen, was mir lieb ist und ich darf auch manchmal etwas ausreißen (loslassen), was mir zu dominant (belastend) wird.
Ich persönlich mag es gerne bunt und vielfältig. Das ist gesünder, vitaler und ganzheitlicher als eine Monokultur. Ich mag auch kein Gift verwenden, ich mag nicht alles stutzen und reglementieren, die Blümchen dürfen schon ihre Eigenheiten zeigen. Es muss nicht alles perfekt, geordnet und gerade sein… so mag ich das, so ist das Leben.
Ich hab auch gerne Gäste – deshalb gibt es auch eine Insektentränke bei mir. Damit die fleißigen Bienchen nicht verdursten in der Hitze der Stadt.
Sommer wie Winter - auch der Seelengarten ist unterschiedlichsten äußeren Einflüssen ausgesetzt. Es gibt hellere und dunklere Zeiten, manchmal gibt es Sturm oder sogar Hagel, dann wieder ist es mild und sonnig. Aber in seiner Buntheit und Kraft ist mein Garten gewappnet auch widrigen Einflüssen zu trotzen und manchmal darf er sich auch ausruhen (im Winter) und neue Kräfte sammeln für den nächsten Frühling.
Er bekommt viel Zuwendung, er wird gepflegt und gehegt – er zeigt, dass mein Tun etwas bewirkt – im Außen wie im Innen.
Wie sieht dein Seelengarten aus? Was darf bei dir wachsen? Pflegst du deinen inneren Garten oder wuchert er planlos vor sich hin? Und noch eine wichtige Frage zum Abschluss: Nimmst du dir auch Zeit, ihn zu genießen?
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